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 Laurino Lucca Amos

 

 

schüler*innen brauchen echte begegnungen


Ein Impuls zur Mitwirkung

 

 


Anpacken. Sich einen Ruck geben. Initiativ sein und nicht ewig überlegen, ob oder wie es funktioniert. Mit Echtheit darangehen, und vor allem mit Hingabe und Liebe zur Sache. Mit Respekt und Interesse, ja gar Faszination gegenüber der Umwelt und den Mitmenschen. Das Unkonventionelle wagen, kann Mut und Überwindung kosten, zahlt sich aber meistens aus. Während man so einige Menschen eventuell «überrumpelt», vermag man gleichzeitig andere begeistert mitzureissen. Nur «wo» anpacken? Was bewirken? Was sind meine inneren Fragen? Was meine Impulse?

Ich bin davon überzeugt, dass wir diesen Modus einnehmen müssen, wenn wir mit den Fragestellungen und Problemen der Zukunft klarkommen wollen. Um solche Fähigkeiten zu wecken, brauchen Schüler*innen Freiräume und echte, erweckende Begegnungen mit Anderen. Vor allem brauchen sie Lehrpersonen, die selbst in diesem Modus sind.

 

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Meine eigene Schulzeit begann 2007 an der Rudolf Steiner Schule Schaffhausen. Ich wollte unbedingt an diese Schule. Die staatliche Schule in der Nähe hätte keine Seele, behauptete ich. Vermutlich werden Sie mir das nicht glauben. Klingt zu kitschig, ich weiss. Es lag wohl auch daran, dass mein Grossvater da unterrichtete und ich deshalb bereits die Schulfeste und die schönen Klassenzimmer kannte. Die andere Schule hatte so etwas nicht. So richtig wusste ich aber gar nicht, was denn anders ist an der Steiner-Schule.

Die Zeit verging. Als es in der 11. Klasse an der Atelierschule darum ging, eine Fragestellung für die Abschlussarbeit zu finden, merkte ich, dass ich mich mit der Anthroposophie und der Waldorfschule auseinandersetzen wollte. Um meine Fragestellung «Wie viel Rudolf Steiner steckt heute noch in der Waldorfschule?» beantworten zu können, las ich mehre Werke von Steiner, befasste mich intensiv mit der Waldorfpädagogik und ihren geisteswissenschaftlichen Grundlagen und besuchte im praktischen Teil eine Waldorfschule in Kapstadt. Durch die Arbeit konnte ich meine eigene Schulzeit aus einem anderen Blickwinkel betrachten und beobachtete auch, dass es an der Atelierschule zunehmend weniger Lehrpersonen mit einer waldorfpädagogischen Ausbildung geben wird, was mir bereits damals Sorgen bereitete.

Nach meiner Matura im Sommer 2020 wollte ich mich weiterhin für die Atelierschule engagieren. Es ergab sich die Möglichkeit, für ein Jahr als Gast im Vorstand des Schulvereins dabei zu sein. Ich konnte mich in die Arbeitsgruppe Weiterbildung einbringen, die ein Grobkonzept für das jetzt anlaufende Seminar erstellte. Aus der Arbeitsgruppe wurde eine Projektgruppe. Mittlerweile wurde ich in den Vorstand des Trägervereins gewählt. Im Januar 2022 übernahm der Trägerverein Atelierschule die Trägerschaft des Seminars und somit die rechtliche und finanzielle Verantwortung, wobei eine enge Zusammenarbeit und die finanzielle Beteiligung der Rudolf Steiner Schule Zürich eingerichtet wurde. Es freut mich sehr, dass ich nun mit dem Ressort Seminar die Arbeit des Seminarleitungsteams vom Vorstand aus begleiten darf.

So habe ich einen Ort gefunden, «wo» ich anpacken will – neben meinem Studium der Biologie mit Minor Geschichte, Gesellschaft, Politik. Es ist mir ein grosses Anliegen, dass möglichst viele Schüler*innen, genau wie ich, eine inspirierende und erweckende Mittelschulzeit erleben können. Es ist ein ungewöhnliches Engagement: An den Weiter- und Ausbildungsmöglichkeiten meiner ehemaligen Lehrpersonen beteiligt zu sein und unter anderen intensiv mit meinem ehemaligen Klassenbetreuer Henrik Löning zusammenzuarbeiten, ist schon schräg, aber auch schön. Schon zuvor konnte man sich gut auf Augenhöhe begegnen. An der Atelierschule begegnet man sich halt als Menschen. Ich erlebte dort als Schüler authentische Lehrpersonen. Lehrer*innen, die bei Schüler*innen in einer psychisch schwierigen Situation genau hinhören und sich Zeit nehmen. Lehrer*innen, die von ihrem Fach begeistert sind und denen es ein echtes Anliegen ist, ihren Schüler*innen eben diese Begeisterung auch mitzugeben. Beim Unterrichten ist es wichtig, nicht in Routine zu verfallen. Der dicht gefüllte Stundenplan, der Terminkalender und der volle Schreibtisch verhindern dies zuweilen. Das Seminar Atelierschule kann da hoffentlich helfen.

Ich wünsche mir, dass gerade auch langjährige Lehrpersonen die Angebote des Seminars in Anspruch nehmen werden. Ich hoffe, dass auch sie das Seminar als einen Ort erleben, an dem eigene Impulse entwickelt und in Projekten freigesetzt werden können. So, dass sie und mit ihnen ihre Schüler*innen in den erwähnten «initiativen Anpack-Modus» kommen.

 

 

 


Laurino Lucca Amos • Studiert Biologie mit Minor Geschichte, Gesellschaft, Politik an der Universität Zürich, Vorstandsmitglied Trägerverein Atelierschule Zürich.